Bilder und Zuarbeit von B. Selge
Jeder DDR-Rennrad Enthusiast stolpert irgendwann mal über den Begriff
„Textima“. Der Weg zu diesem Begriff verläuft sicherlich bei vielen ähnlich und beginnt zumeist mit einem einfachen Diamant Renn- oder Bahnrad. Man will dieses Rad originalgetreu herrichten und
beginnt sich zu informieren. Man stolpert bei der Recherche über Personen wie Willy Elsner, Achim Börngen oder auch Horst Niemann, welche damals das vorhandene DDR Rad- und Rahmenmaterial für die
Spitzensportler modifiziert und optimiert haben. Spätestens dort taucht der Begriff Textima dann das erste Mal auf. Die Meisten denken dabei sicherlich zunächst an die DDR Textilmaschinen des VEB
Kombinat Textima Karl-Marx-Stadt, doch unter dem Deckmantel des Kombinats wurden in einer eigens eingerichteten Forschungsabteilung ab den 1970er Jahren auch Rennräder produziert. Dies geschah,
da die Firma Diamant (als einziger industrieller Rennradhersteller der DDR) seine Räder nicht mehr weiterentwickelte. Bis zum Ende der 80er Jahre hielt man in den Diamant Fahrradwerken an den in
den 50er Jahren entwickelten Rahmengeometrien fest, obwohl diese bereits ab den 60er Jahren schon als nicht mehr international konkurrenzfähig galten. Aufgrund dessen befasste man sich in der
gegründeten Forschungsabteilung daraufhin mit der Entwicklung und Fertigung von „Spezialdisziplinenrädern“, welche für die Spitzensportler der DDR von Hand maßgefertigt wurden. Unter
Rennradsammlern hat sich dabei die Verwendung des Begriffes „Textima“ für die in diesem Zusammenhang produzierten Spezialräder manifestiert. Die Räder wurden in der Forschungsabteilung mit dem
Fokus auf eine optimale Aerodynamik gefertigt.
Neben den speziell an die Bedürfnisse der entsprechenden Radsportdisziplin angepassten Rahmen wurden auch Anbauteile modifiziert und selbst entwickelt. Zu nennen wären dabei unter anderem die Messerspeichen, Felgen mit Tropfenprofil, Lenker und Vorderradbremsen sowie aerodynamisch spitz gefeilte Campagnolo Kurbeln. Der überwiegende Anteil an Rädern, welche in der Forschungsabteilung gefertigt wurden, waren für den Bahnradsport, da bei Radrennen auf der Straße hauptsächlich auf importierte Rennräder von Colnago und Co gesetzt wurde. Lediglich die Maschinen für die Zeitfahrdisziplinen auf der Straße wurden ebenfalls in der Forschungsstelle gefertigt, da viele Entwicklungen der Bahnräder auch für diese Maschinen übernommen werden konnten. Mit der Entwicklung des ersten selbsttragenden Scheibenrads aus Carbon im Jahr 1985 sowie des ersten Rahmens mit Carbonmonocoque (FES Modell B-87) im Jahr 1987 durch das Forschungsinstitut für die Entwicklung von Sportgeräten (FES), verlor die Textima-Forschungsabteilung jedoch zunehmend an Bedeutung und wurde nach der politischen Wende vollständig durch FES abgelöst. Die restlichen Geräte, Werkzeuge sowie das Wissen und die Kenntnisse über den Fahrrad- und Teilebau wurden an einen privaten Investor verkauft. Der Investor gründete auf dieser Basis die Rahmenbaufirma InBike (Innovative Bicycle Research), welche somit quasi den inoffiziellen Nachfolger von Textima darstellt. Auf den folgenden Seiten will ich nun ein paar dieser Textima „Spezialdisziplinenräder“ sowie ihre Details und Besonderheiten vorstellen. Für weitere grundlegende Informationen rund um die Textima-Räder sowie die Forschungsabteiung des VEB Kombinat Textilmaschinenbau Karl-Marx-Stadt verweise ich an dieser Stelle auf das DDR-Fahrradwiki.
Wenn ihr für Klassiker und Diamant Räder auch etwas übrig habt, dann seid ihr auf meiner Seite "Diamantrennradkult" genau richtig. Meine Leidenschaft gilt den Rädern der ältesten produzierenden Fahrradfabrik Deutschlands. Einige Modelle stelle ich mit Detailbildern und Informationen vor, andere als Gesamtrestauration. Ich versuche möglichst den Originallack und -zustand zu erhalten. Gebrauchsspuren und Patina spiegeln das Alter und den Einsatz der Räder wieder. Besonders gefallen mir die verschiedenen Farbgebungen, Dekore, Muffen und die Steuerkopfschilder.